Als Psychiater und Psychotherapeut interessiere ich mich besonders für die psychische Bewältigung der Ökokrise (siehe auch das Non-Profit-Buch: „Mensch, was nun? Wie wir der ökologischen Krise begegnen – können“ bzw.: www.mensch-was-nun.de ).
Die Frage, ob wir freiwillig zu einer vernünftigen und nachhaltigen Lebensweise kommen werden, löst meist betretenes Schweigen aus. Kaum jemand glaubt das. Resignation und Ohnmacht werden durch diese Frage ausgelöst.
Im Buch und auf Vorträgen (etwa am 24.02.10 um 20 Uhr in der Münchner Volkshochschule, Guardinistr. 90) versuche ich, auf diese unangenehmen Gefühle, die zunehmend mehr Menschen empfinden, Antworten zu geben, die es leichter machen, mit der aktuellen (und potenziell zukünftigen Situation) zu leben.

Im vergangenen Sommer habe ich, tätig als niedergelassener Psychiater und Psychotherapeut, ein Buch zur psychischen Bewältigung der ökologischen Krise herausgebracht:

„Mensch, was nun? Wie wir der ökologischen Krise begegnen – können“

Mittlerweile darf ich gelegentlich auf Vorträgen etwas dazu erzählen. Abgesehen von den fruchtbaren Diskussionen dabei freut mich dies auch deshalb, weil sich Verlage und Zeitungen mit dem Manuskript bzw. dem dann fertigen Buch sehr schwer getan haben. „Öko“ und „Psycho“ gleichzeitig? Das ist dann doch zuviel an problematischen Themen, von denen keiner gerne etwas hören will und die daher meist weggeschoben werden – denn es könnte ja sein, dass sie einen doch betreffen.

Gerne stelle ich bei einem solchen Vortrag folgende Eingangsfrage:
„Glauben Sie, unsere Kultur würde sich freiwillig zu einer vernünftigen und nachhaltigen Lebensweise bekehren?“.

Die Antwort zumeist: betretenes Schweigen. An dieser Stelle könnte ich den Vortrag im Grunde gleich wieder beenden, denn es ist alles gesagt: eine bewusst vollzogene Revolution zur viel beschriebenen Nachhaltigkeit erscheint unwahrscheinlich, die ökologische Krise wird also weiter voran schreiten, es muss wohl erst zu schmerzhaften Einschnitten kommen – und das löst Frust aus, Resignation, eine depressive Stimmung, und daher auch Schweigen.

Natürlich geht der Vortrag nach dieser Einstimmung erst richtig los, aber die Frage eines Studenten, ob es denn eine ökologische Depression gibt, erscheint berechtigt. Ja, es gibt sie, aber nicht so, dass jemand zu mir in die Praxis kommt und sagt: „Hören Sie, ich bin traurig und habe keinen Antrieb mehr wegen all dieser ökologischen Probleme“. Schaut man sich die Verdrängungsmechanismen vieler an sowie die Ohnmachtsgefühle und das Unbehagen, was viele Menschen heute aber verspüren, sind durchaus Millionen von der „ökologischen Depression“ betroffen.

Bisher äußert sie sich nur indirekt: Mitarbeiter der France-Telecom begehen Selbstmord, ähnlich auch überlastete Arbeiter in Japan, hier bei uns kommen immer mehr Menschen mit Klagen über zunehmenden Arbeitsdruck, plötzliche oder drohende Kündigungen, Konflikte mit Vorgesetzten, belastende Zeitnot und Hektik durch Mobilität, mit Klagen über Schlafstörungen und ähnlichem in die Praxis. All dies ist auch ein Ausdruck der veränderten Arbeits- und Lebenswelt seit der Industrialisierung – und die hat uns auch die Ökokrise gebracht, und gleichzeitig auch durch Vereinzelung, Wegfall von Ritualen und Geselligkeit sowie auch Sinnentleerung der Arbeit eine Zunahme von Depressionen. Da schließt sich der Kreis. Also benötigen wir eine spezielle „antidepressive Behandlung“ für diese Ökodepression. Daher nochmals der Hinweis auf das Buch (ein non-profit-Unternehmen von mir, siehe oben!) sowie folgende Veranstaltung:

Psychokrise in der Ökokrise?
Können wir Verdrängung und Resignation überwinden?

Referent: Dr. Andreas Meißner, München, Psychiater und Psychotherapeut

Mittwoch, 24.02.2010, 20.00 – 22.00 Uhr
Münchner Volkshochschule am Haderner Stern, Guardinistr. 90, 81377 München

Eintritt frei!

Gibt es eine „ökologische Depression“?

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