Die elektronische Patientenakte muss von den Gesetzlichen Krankenkassen seit 01.01.2021 ihren Versicherten angeboten werden.
Warum ich (und viele andere Ärzte und Psychotherapeuten) sie bisher nicht befürworten und auch nicht an die dafür erforderliche Vernetzungstechnik angeschlossen sind, können Sie unten lesen, Infos auch hier!

ePA-Kritik an zentraler Datenspeicherung und dem Technik-Zwang für Behandler

Warum die elektronische Patientenakte nicht gesünder macht

Zunächst ein Hinweis: vielfältige Beiträge (Artikel, Vorträge) zu elektronischer Patientenakte und dazu nötiger Telematikinfrastruktur finden sich hier.

Sie ist teuer (etliche Milliarden, vorwiegend an Versichertenbeiträgen, wurden bereits in die nötige Technik investiert). Sie geht an den Bedürfnissen vieler Patienten vorbei. Für ältere Menschen, viele psychisch Kranke und andere nicht-technikaffine Patienten ist sie kaum nutzbar.

Und die zentrale Speicherung der hochsensiblen ePA-Daten auf Servern ist äußerst fragwürdig. Nicht nur wegen Hackern (Meldungen zu IT-Technik- und Datenpannen finden sie hier). Sondern aus vielerlei Gründen können Zugriffsmöglichkeiten nachträglich geändert werden (im Rahmen auftretender Pandemien; aus vermeintlich hehren Forschungsgründen; bei geänderten politischen Verhältnissen; etc.).

Forschung wird durch viele Daten nicht zwangsläufig besser. Aber viele Industriezweige melden heute schon Interesse an ePA-Daten an. Für seltene Krankheiten lassen sich spezielle Regeln zur Datennutzung treffen. Aber für "Volkskrankheiten" wie Depressionen, Rückenleiden, Übergewicht, Bluthochdruck, Diabetes und vieles mehr existieren längst gute Behandlungskonzepte.

Was eher fehlt: mehr Zeit für eine gute Beratung von Patienten, eine bessere Honorierung sprechender Medizin, eine verstärkte Prävention (damit es erst gar nicht zu den "Volkskrankheiten" kommt). Etlichen meiner Patienten fehlt das Geld für die Zuzahlung bei den Medikamenten. Viele ältere Menschen sind einsam - für sie ist der persönliche Kontakt in der Praxis wesentlich. Teure Technik macht Medizin nicht besser - das deutsche Gesundheitswesen ist im internationalen Vergleich teuer, aber nur mittelmäßig gut.

Dazu kommen Anforderungen wie Klimawandel und Luftverschmutzung. Daran sterben vorzeitig Zigtausende Menschen in Deutschland. Weiter müssten dringend Probleme wie Pflegenotstand und Ärztemangel angegangen werden. Digitalisierung wird diese Berufsgruppen nicht ersetzen können. Zumal auch im IT-Bereich Fachkräfte fehlen!

Wir kritisieren zudem die Zwangsdigitalisierung bei dem Projekt: Niedergelassenen Ärzten und Psychotherapeuten, die sich nicht an die Telematikinfrastruktur (TI) - die erforderliche Vernetzungstechnik - anschließen, wird seit 2019 Honorar abgezogen, gegenwärtig 2,5%. Wir meinen: Gutes und Nützliches setzt sich von alleine durch. Die bisher angeschlossenen Kollegen klagen jedoch über deutlich gebremste Praxisabläufe.

 

Links

  • Ein Grundsatzartikel zu dem Thema:
    Kritische Betrachtung zur Einführung der Telematikinfrastruktur: Technik statt Gespräch – cui bono? [Artikel als PDF]
  • Gesundheitsdaten in Gefahr! Das Bündnis für Datenschutz und Schweigepflicht (BfDS) mit Kritik an TI und ePA [Zur Seite]
  • Elektronische Gesundheitskarte: 14 Jahre, 2 Milliarden Euro - und technische Probleme [Zum Artikel]
  • Hacker-Attacke auf Norwegen: Rund die Hälfte der norwegischen Bevölkerung ist von einer Cyber-Attacke auf das Gesundheitswesen betroffen. Der Geheimdienst spricht von «ausländischer Spionage» [Zum Artikel]
  • Zahnärzte-Aktion Rote Karte für die TI [Zur Seite]
  • Aktion "Stoppt die e-card" [Zur Seite]
  • Patientenrechte/Datenschutz [Zur Seite]
  • Mehr eigene Artikel zur Thematik [Veröffentlichungen]
  • Weitere Pressebeiträge zur Thematik [Pressespiegel]
WordPress Cookie Hinweis von Real Cookie Banner